Donnerstag, 13. Dezember 2012

Breaking the Silence

In „Das Schweigen brechen“ sind 146 Augenzeugenberichte von israelischen Soldaten dokumentiert, die von 2000 bis 2010 in den besetzen palästinensischen Gebieten ihren Militärdienst abgeleistet haben. Sie berichten von zahllosen Schikanen, gewaltsamen Übergriffen, nächtlichen Razzien und Misshandlungen gegenüber der palästinensischen Bevölkerung. Alle Berichte sind anonymisiert, um die Veteranen und deren Familienangehörigen vor möglichen gesellschaftlichen Repressalien zu schützen. Yehuda Shaul hat zusammen mit anderen Ex-Soldaten diese Nichtregierungsorganisation in 2004 gegründet, nachdem ihre Ausstellung unter dem Titel „Wir bringen Hebron nach Tel Aviv“ innerhalb kürzester Zeit über 7 000 Besucher angelockt hatte. 

Alle Interviews - insgesamt über 3000 - werden von ehemaligen Soldaten geführt und auf das Penibelste überprüft. Ihre Wiedergabe erfolgt weitestgehend in wörtlicher Rede, abgesehen von kleinen Änderungen, die zur Begriffsklärung beitragen und die Identifizierung der Beteiligten verhindern. Aus den Berichten ergibt sich eine große Diskrepanz zwischen dem theoretischen Auftrag einer Besatzungsarmee und den praktischen Auswirkungen ihres Einsatzes. Offiziell hat die Armee einen defensiven Auftrag, nämlich Anschläge auf israelische Bürger zu verhindern; tatsächlich betätigt sie sich offensiv an einer Politik der Landenteignung, der Verbreitung von Angst und einer zunehmend totalen Kontrolle der Bevölkerung, die auf der Durchsetzung eines dualen Rechtssystems beruht, nämlich des israelischen für die Siedler und eines für die Palästinenser. Diesem Schema folgt auch die Gliederung des Buches. 

Die Organisation „Das Schweigen brechen“ betrachtet es als ihre moralische Pflicht, diese Aussagen zu publizieren. Ihr Gründer, Yehuda Shaul, ist orthodoxer Jude. Er konnte seine Taten als Kommandant nicht mehr für sich behalten und hat zum Wohle Israels zusammen mit zahllosen Veteranen den Weg in die Öffentlichkeit gewählt. Er ist davon überzeugt, dass die Besatzung keinen Bestand haben wird. Wegen seiner Authentizität eines der wichtigsten Bücher, die zum Nahostkonflikt veröffentlicht worden sind.

Zuerst erschienen hier.