Samstag, 19. Juli 2014

Christian Wulffs Charakterschwäche

Die "Wulffs" mit ihren "politischen" Freunden aus vermeintlich besseren Tagen.
Ein Ex-Bundespräsident läuft "Amok" und scheint es nicht zu merken. Damit bestätigt er alle politischen, moralischen und menschlichen Defizite, aufgrund derer er zurücktreten musste. Er mag zwar juristisch freigesprochen sein, sein menschliches, moralisches und politisches Versagen jedoch bleibt an ihm haften. Diesen Makel wird er auch durch seinen bizarren Werbeauftritt in München, auf dem der Ex-Chefredakteur der „Süddeutschen Zeitung“ ihm noch einmal seine Verfehlungen vorgehalten hat, auf die Wulff sehr, sehr kleinlaut reagiert hat, nicht los. Anstatt Wulff mit sich und seinen Defiziten ins Reine kommt, schlägt er wild auf die Presse ein. 

In seinem jüngsten Spiegel-Interview stilisiert er sich sogar zum „Opfer“ einer vermeintlichen Medienmacht. "Ich war einigen mächtigen Medienschaffenden zu unbequem geworden." Was hat Wulff eigentlich Unbequemes von sich gegeben, dass einige „Medienschaffende“ ihn partout weghaben wollten? Oder waren es nicht vielmehr die zahlreichen „Goodies“, die den Wulffs ihren „Hartz-IV-Status“ versüßen helfen sollten? Wie politisch naiv ist Wulff eigentlich, indem er „mangelnde Unterstützung seitens der Politik“ beklagt? Niemand innerhalb der politischen Klasse krümmt auch nur einen Finger um einen öffentlich Diskreditierten und politisch Angezählten. 

Wulff kann sich abstrampeln, wie er will, er ist als Politiker und Mensch völlig gescheitert. Er sollte sich ein Beispiel an seinem Vorgänger nehmen, der über die wirklichen Gründe seines Rücktritts immer noch schweigt. Horst Köhler hat Stil, und dies gehört zum Comment der politischen Klasse. Sein harmloses Interview im Deutschlandfunk war nur der oberflächliche Anlass, um einen charakterstarken Bundespräsidenten aus dem Amt zu mobben. Angeblich gab es eine politische Nötigung seitens der Regierung gegenüber dem Bundespräsidenten, ein Gesetz zur Rettung des maroden Euro zu unterschreiben, das er für verfassungswidrig hielt und aufgrund seines wirtschaftlichen Sachverstands vermutlich niemals unterzeichnet hätte. Der CSU-Abgeordnete Peter Gauweiler hat Horst Köhler mehrmals schriftlich aufgefordert, die wirklichen Gründe seines Rücktritts zu nennen. Vermutlich würden sie ein tatsächliches politisches Erdbeben auslösen, ganz im Gegensatz zu den peinlichen Petitessen der Wulff-Affäre. 

Das Spiegel-Interview von Wulff zeigt, dass er bis heute nicht die moralische Dimension seines „medial“ erzwungenen Rücktritts begriffen hat. Wer sich mit seiner exaltierten Gattin der Bild-Zeitung und anderen Boulevard-Blättern geradezu anbiedert und dem ausgebufften Chefredakteur eines schmuddeligen Blattes auch noch per Handy politisch droht, scheint das politische Geschäft, das er doch mit der Muttermilch aufgesogen haben sollte, immer noch nicht begriffen hat; für diesen politischen Dilettantismus kann es  für einen Ex-Bundespräsidenten schon gar kein „Sorry“ geben. In der Causa Wulff wurde zwar juristisch der Gerechtigkeit Genüge getan, aber politisches Mitleid kann der "Delinquent" nicht erwarten, weil es dies im politischen Geschäft nicht gibt. 

Wulff hält sich immer noch für den besseren Bundespräsidenten. Diese Haltung allein zeugt schon von seiner politischen Charakterschwäche und bestätigt alle Urteile über ihn. Niemand erinnert sich noch an sein so genanntes „Vermächtnis“ von der Zugehörigkeit des Islam zu Deutschland, außer ihm vermutlich. Dagegen sind er und seine „Bobby-Car-Affäre“ im kollektiven Gedächtnis haften geblieben